Frühgeburten frühzeitig verhindern

Frühgeburtlichkeit ist weltweit die häufigste Ursache für Mortalität bei Neuge­borenen und spielt im gesamten Leben eine schwerwiegende Rolle für das generelle Erkrankungsrisiko und insbesondere für Auto­immun­er­krank­ungen.

Bisher existieren kaum therapeutische Ansätze zur Vermeidung einer Früh­geburt. Aktuelle Forschungsdaten weisen darauf hin, dass in vielen Fällen von Früh­geburtlichkeit eine Störung der Immun­abwehr zwischen Fötus und Mutter zu Grunde liegt. Die menschliche Schwangerschaft stellt für den mütterlichen und den fetalen Organismus eine besondere Heraus­forderung dar. Während der Schwanger­schaft weist jeder Fetus neben mütterlichen Antigenen auch väterliche auf seinen Zell­oberflächen auf. Diese väterlichen Antigene erscheinen dem mütterlichen Immunsystem fremd. Daher bedarf es einer spezifischen Anpassung der mütterlichen Immun­antwort, um eine Abstoßung des Fötus durch die Mutter zu verhindern. Von zentraler Bedeutung sind hierbei die regulatorischen T-Zellen, welche während der Schwanger­schaft vermehrt aktiv sind. Eine verminderte Zahl von regulatorischen T-Zellen ist mit einem erhöhten Frühgeburtsrisiko assoziiert. Sowohl bei einer termin­gerechten Geburt als auch bei einer Frühgeburt werden Entzündungs­zellen hochreguliert. Es ist jedoch bis heute unklar, wie bei einer Frühgeburt die Entzündungs­kaskade, die offensichtlich das auslösende Ereignis der Frühgeburt darstellt, aktiviert wurde.

Bisherige Forschungs­ansätze zur Klärung dieser Frage stützten sich bisher vor allem auf die gezielte Ausschaltung einzelner Entzündungs­kaskaden mithilfe transgener Mausmodelle. Hierbei wurde jedoch deutlich, dass eine gewisse Redundanz der zugrunde liegenden Aktivierungs­mechanismen besteht. Eine Ausschaltung von einzelnen Genen reicht in der Regel nicht aus, um die maternale Immun­toleranz gegenüber den Feten auszuschalten. In der zukünftigen Erforschung der patho­physio­logischen Frühgeburts­mechanismen ist es daher von entscheidender Bedeutung, einen hypothesenfreien systembiologischen Ansatz zu verfolgen. Dieser Ansatz wird ein besseres Verständnis über die Rolle des mütterlichen Immunsystems bei der Früh­ge­burtlichkeit ermöglichen.